Grau in der Wohnung Warum so viele Menschen auf Grau setzen – und weshalb das in meinen Augen keine gute Idee ist
Darf ich gleich mit der Tür ins Haus fallen?
Ich finde, Grau ist keine Farbe – sondern eine Ausrede.
Ja, eine Einrichtung in Grau ist beliebt. Sehr sogar. In gefühlt jeder zweiten Wohnung finden sich heutzutage graue Wände, graue Sofas, graue Teppiche. Der Farbton hat sich in den letzten Jahren zur stillen Nummer eins in der Interior-Welt gemausert. Steingrau, Mausgrau, Betongrau… Loriot lässt grüßen.
Ich persönlich frage mich aber ehrlich gestanden immer: Wieso möchten sich so viele Menschen in ihrem Zuhause fühlen wie in einem Schwarz-Weiß-Film?
Ach, und weißt du übrigens, was Kinder (denen noch niemand eingetrichtert hat, dass Grau so unglaublich edel ist) antworten, wenn man sie fragt, woran sie bei der Farbe Grau denken?
Nebel, Regenwolken oder Omas Haare.
Nun ja.
Doch was steckt wirklich hinter dieser Wahl? Ist Grau als Wohnfarbe ein Zeichen von Stil und Geschmack – oder einfach eine raffinierte Tarnung für Entscheidungsangst und Unsicherheit?
Was Grau mit deinem Zuhause (wirklich) macht
In diesem Artikel habe ich – zugegebenermaßen etwas provokant – einmal zusammengefasst, was eine graue Inneneinrichtung wirklich kann und wo sie uns bloß etwas vorgaukelt.
1. Grau wirkt edel und zurückhaltend – aber oft auch emotionslos und steril
Grau ist der Inbegriff von Understatement. Kombiniert mit Holz, Stein und Edelstahl wirkt es sofort elegant. Besonders in minimalistischen Wohnwelten sorgt Grau für eine beruhigende Grundstimmung, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Es lenkt nicht ab, sondern lässt andere Materialien und Farben (ähm, welche Farben?) wirken.
Doch genau da liegt auch die Gefahr: Grau bleibt oft unnahbar. Gerade wenn es an natürlichem Licht fehlt, kippt das edle Grau schnell ins Kühl-Sterile. Besonders in Kombination mit harten Materialien wie Beton und Metall entsteht ein Gefühl von Distanz. Wohnlich ist das selten. Das bestätigt auch das Gros meiner Kunden. Sie sitzen zwar zwischen flauschig-weichen (grauen) Kissen – wünschen sich aber unbedingt mehr Gemütlichkeit in ihrem Zuhause.
Studien aus der Farbpsychologie zeigen außerdem: Zu viel Grau kann Melancholie und Antriebslosigkeit fördern – gerade bei Menschen mit hoher Sensibilität kann das gefährlich sein.
2. Grau passt zu allem – und wird dadurch zur gestalterischen Ausrede
Als neutraler Farbton lässt sich Grau mit fast allem kombinieren – das möchte auch ich nicht bestreiten. Es dient als perfekte Bühne für knallige Akzente, für Naturmaterialien oder auch zarte Pastelltöne. Wer einen ausgewogenen, ruhigen Hintergrund braucht, liegt mit Grau oft richtig und wähnt sich dadurch „auf der sicheren Seite“.
Doch genau dieses „Passt zu allem“ macht Grau so austauschbar und deshalb maximal beliebt bei allen Unentschlossenen. Denn wer sich nicht entscheiden will, landet bei Grau. Wer keine Haltung zeigen möchte, flüchtet sich ins „Zeitlos-Neutrale“. Und sorry, liebe Fans von Grau, das ist kein Designkonzept – das ist Vermeidung.
Grau wird zu oft gewählt, weil es nichts sagt. Dabei verdient dein Zuhause einen Look, der etwas erzählt. Und zwar über dich und dein Leben!
3. Grau beruhigt die Sinne – aber es dämpft auch deine Energie
In Büros, Schlafzimmern oder Ruhezonen kann Grau ausgleichend wirken. Es lenkt nicht ab und fördert die Konzentration, denn es reduziert optische Reize und schafft eine zurückhaltende Atmosphäre. Keine Frage, gerade in Kombination mit Naturtönen, Pflanzen und sanften Lichtquellen kann Grau durchaus zur Entspannung beitragen.
In kreativen, sozialen oder aktiven Räumen wirkt Grau jedoch wie ein Dimmer für unsere Lebensfreude. Es nimmt dem Raum Energie und Vitalität. In Kinderzimmern, Küchen oder Wohnzimmern kann ein Übermaß an Grau sogar richtig ermüdend wirken. Farben wie Zitrusgelb, Apricot oder Schilfgrün aktivieren unsere Sinne – Grau dämpft sie.
Ich finde: Grau ist eben gerade kein Allrounder. Es braucht lebendige Begleitfarben, Materialien mit weicher Textur und unbedingt ein gutes Beleuchtungskonzept, um einigermaßen belebend zu wirken.
4. Grau ist zeitlos – oder einfach nur überall
Wenn du nicht jedem Trend hinterherlaufen möchtest (was ich, wie du dir denken kannst, sehr begrüße), findest du in Grau ganz bestimmt eine zuverlässige Konstante. Seit etlichen Jahren überdauert Grau jeden Stil- und jeden Farbtrend. Im Industrial Style und im Bauhaus-Design ist Grau zum unverzichtbaren Gestaltungselement avanciert.
Aber was einst als elegant und zeitlos galt, ist inzwischen schlichtweg omnipräsent. Grau ist in unzähligen Wohnungen keine bewusste Wahl mehr, sondern einfach nur noch das, was Interior-Blogs, Wohnzeitschriften und Möbelkataloge uns eben so vorschlagen. Wenn alle ein graues Sofa haben, ist das dann noch ein Zeichen von Stil? Oder bloß von Konformität?
Meiner Ansicht nach ist Grau zu einer Art Uniform in der Farbgestaltung geworden. Und das widerspricht eigentlich allem, wofür Interior Design stehen sollte:
Nämlich für Individualität und einen absolut persönlichen Ausdruck.
Und wenn du mich nach meinem größten Learning aus 14 Jahren als Interior Designerin fragst, ist es dieses:
Farbe ist nicht nur schön.
Sie ist das wichtigste Instrument in der Raumgestaltung!
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